26–28 Mar 2025
Jena
Europe/Berlin timezone

Identidades fragmentadas: el narrador no fiable en la obra de Machado de Assis Dom Casmurro.

27 Mar 2025, 13:15
25m
Großer Sitzungssaal (Jena)

Großer Sitzungssaal

Jena

Rosensäle - Fürstengraben 27
Sprache, Identität und Intersektionalität Session A

Speaker

Núria Baltrons León (Universität Heidelberg)

Description

Der vorliegende Vortrag (auf Spanisch) befasst sich mit der Figur des unzuverlässigen Erzählers als Element der kritischen Verkündigung in Machado de Assis' Dom Casmurro (1899). Bento Santiago, ein Erzähler, der das Publikum von einer Geschichte überzeugen möchte, auf die er das Erzählmonopol hat, kann seinen unzuverlässigen, kultivierten, paternalistischen und wohlhabenden Charakter jedoch nicht verbergen. Seine Überzeugungsstrategie ist von einer trügerischen und inkongruenten Schreibweise geprägt. Angesichts eines solchen Szenarios will sich die folgende Analyse nicht auf die traditionellen Methoden der intertextuellen Forschung beschränken, d.h. die unzuverlässigen Textelemente hervorheben, sondern herausfinden, wie und warum sie konstruiert wurden, indem sie die mehrfachen und neu interpretierten intertextuellen Referenzen im Roman untersucht - mit Verweisen auf Faust, Dante, Montaigne, Ariost, Shakespeare, Pedro II. usw. Die Intertextualität dient als wesentliches Mittel für die literarische Konstruktion der Unzuverlässigkeit. Mit dieser narrativen Form förderte Assis keine eurozentrische Weltsicht, sondern stellte auf subtile Weise einen kritischen, kulturübergreifenden Dialog mit der Geschichte und den sozialen Bedingungen im Brasilien des 19. Jahrhunderts her, die durch Kolonialität und Kolonialismus entstanden sind und von Roberto Schwarz als Verhältnis zwischen ‚Besitzern‘ und ‚Abhängigen‘ bezeichnet werden. Anstatt eine frontale Kritik an den Besitzern zu üben, widersetzte sich Assis als afro-abstämmiger Autor dem Status quo der Zeit durch eine sehr spezifische ästhetische Technik: zwischen Mimesis und Antimimesis. Er nahm die Sichtweise der Besitzer ein, um deren Widersprüche und innere Konflikte offenzulegen und zu parodieren. In diesem Abschnitt werden wir auf Schwarz' Studie aufbauen und über sie hinausgehen, um auch die Rassenfragen des Romans zu berücksichtigen. Die Analyse wird zeigen, dass der brasilianische Schriftsteller durch die Semantisierung der Realität -mimetische Tradition- und die Unzuverlässigkeit - antimimetische Tradition - die Selbstwahrnehmung der privilegierten Klassen Brasiliens entlarvt und gleichzeitig einen kritischen Dialog mit ihnen führt.

Primary author

Núria Baltrons León (Universität Heidelberg)

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