26–28 Mar 2025
Jena
Europe/Berlin timezone

Von der Erfolgsstory zum Versager – neue Impulse in der diachronen Forschung

26 Mar 2025, 15:30
25m
Großer Sitzungssaal (Jena)

Großer Sitzungssaal

Jena

Rosensäle - Fürstengraben 27
Sprache und (De)Konstruktion Session A

Speaker

Nicole Feifel

Description

Wie Rosemeyer (2014: 87) betont, lag der Fokus der diachronen Forschung lange Zeit auf den „success stories“ – es ging also um sprachliche Innovationen, die sich in der Sprachgeschichte durchsetzen konnten. Kennzeichnend dafür ist die inzwischen fast unüberblickbare Fülle an Arbeiten, die in den vergangenen Jahren zum Thema der Grammatikalisierung und den sprachlichen Elementen, die aus diesem Prozess hervorgegangen sind, entstanden ist. Das Verschwinden sprachlicher Einheiten hat hingegen in der linguistischen Forschung bisher deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten (vgl. Rosemeyer 2014: 87, Kranich/Breban 2021: 1). Umso spannender ist es daher, den Blick auf diejenigen sprachlichen Elemente zu richten, die in der Sprachentwicklung ‚versagt‘ haben und sich nicht im Sprachgebrauch durchsetzen konnten.

Der vorliegende Beitrag hat zum Ziel, zunächst einmal die Faktoren aufzuzeigen, die in der bisherigen Forschung für das Verschwinden sprachlicher Einheiten identifiziert wurden. Daran anschließend sollen die Ergebnisse einer diachronen Korpusstudie zu Approximationsmarkern im Spanischen vorgestellt werden, welche Rückschlüsse auf Faktoren, die zum sprachlichen Verlust beitragen oder ursächlich dafür sind, zulassen.

Die Ergebnisse meiner Korpusstudie zeigen, dass vor allem die Konkurrenz mit anderen sprachlichen Einheiten zum Verlust einer oder mehrerer der konkurrierenden Einheiten führen kann. Entscheidend hierbei sind insbesondere Gebrauchsfrequenzen. Weitere Ursachen für den sprachlichen Verlust liegen in der nicht einsetzenden Verbreitung einer sprachlichen Innovation in verschiedenen Diskurstraditionen oder in semantischen Verschiebungen innerhalb der betroffenen sprachlichen Einheit. Auch die Tatsache, dass die Quellbedeutung einer noch nicht stark konventionalisierten grammatikalisierten Form verloren geht, kann zum Verlust der grammatikalisierten Form führen. Hier sind also alte und neue Bedeutung bzw. Funktion noch so stark miteinander verknüpft, dass der Verlust der alten Bedeutung oder Funktion den Verlust der neuen Bedeutung oder Funktion verursacht.

Durch den Fokus auf ein bisher von der Forschung vernachlässigtes Thema liefert der Beitrag neue Impulse für die diachrone Forschung.

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