Speaker
Description
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit den beliefs von Spanisch- und Französischlehrkräften in Hamburg und Nordrhein-Westfalen zur (sprachenübergreifenden) Sprachmittlung. Sprachmittlung wird als „die adressaten-, sinn- und situationsgerechte Übermittlung von ausgewählten […] Informationen von einer Sprache in eine andere“ (Philipp & Rauch, 2010, S.4) verstanden. Sie wird als eine interkulturelle, mehrsprachige und transversale Kompetenz betrachtet, die integraler Bestandteil des modernen Fremdsprachenunterrichts in Deutschland ist (Reimann, 2022; Kolb, 2016). Als Teil der professionellen Kompetenz von Lehrkräften besteht ein Zusammenhang zwischen deren beliefs, die sowohl kognitive, konative als auch affektive Komponenten umfassen, und ihrem Verhalten im Unterricht (Borg, 2017; Buehl & Beck, 2015).
In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer explorativen quantitativen Studie vorgestellt. Die zugrunde liegende Forschungsfrage lautet: Wie hängen die beliefs von Spanisch- und Französischlehrkräften über Sprachmittlung mit Faktoren wie den curricularen Vorgaben des Bundeslands, dem Alter oder der Berufserfahrung zusammen? Diese Frage wird durch die deskriptive und Korrelationsanalyse der Ergebnisse einer selbst entwickelten Umfrage untersucht, die von September 2023 bis Juni 2024 durchgeführt wurde. An der Umfrage nahmen 90 Lehrkräfte teil, die diverse biographische und linguistische Profilen aufweisen.
Erste Ergebnisse zeigen, dass die Lehrkräfte im Allgemeinen positive beliefs zur Sprachmittlung haben und sie als komplexe, kommunikative und handlungsorientierte Kompetenz betrachten. Es gibt jedoch Herausforderungen bezüglich der Rolle von sprachlicher Korrektheit sowie der praktischen Umsetzung. Zudem verdeutlichen die Ergebnisse das Dilemma, dass die Implementierung mehrsprachiger Ansätze durch systemische und situative Zwänge behindert wird.
Diese Forschung soll einen Beitrag zur aktuellen Entwicklung romanistischer Forschung leisten, indem sie das Verständnis der beliefs von Lehrkräften über Sprachmittlung erweitert und die Herausforderungen und Potenziale bei der Umsetzung mehrsprachiger Unterrichtsansätze aufzeigt. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, systemische Barrieren zu erkennen und ihnen gezielt entgegenzuwirken, um so die Integration von Sprachmittlung im Fremdsprachenunterricht und damit die plurilingualen Kompetenzen von Schüler:innen zu fördern.