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Die mediale Berichterstattung prägt und strukturiert das öffentliche Verständnis gesellschaftlicher Konflikte durch Sprache und Narration. Diese Bachelorarbeit im Rahmen der französischen Sprachwissenschaft analysiert kritisch, wie französische und deutsche Medien die Ereignisse nach dem 7. Oktober 2023 im Kontext des Nahostkonflikts narrativ und sprachlich konstruieren. Im Fokus steht dabei die Frage, wie linguistische Mittel historische Deutungsmuster reproduzieren oder modifizieren.
Untersucht werden zwölf Chronologien aus den führenden Medien beider Länder mithilfe einer kontrastiven Diskursanalyse. Die Analyse zeigt, dass mediale Sprache über metaphorische Felder wie „Dauerhaftigkeit“ oder „Naturkatastrophen“ sowie durch spezifische Bezeichnungspraktiken Narrative schafft, die über Schuldzuweisungen und Polarisierungen von Akteuren – Palästinenser als „Angreifer“, Israelis als „Reagierende“ – ideologische Positionen transportieren. Diese Narrative verdeutlichen eine starke Kontinuität zu früheren Diskursen, während Versuche sprachlicher Innovation, etwa in Form humanitärer Perspektiven oder neuer metaphorischer Felder, nur begrenzt sichtbar sind.
Die Arbeit sensibilisiert für die Verantwortung der Medien in der Darstellung komplexer Konflikte und betont die transformative Kraft von Sprache in der öffentlichen Meinungsbildung. Indem sie aufzeigt, wie Medien mit ihrer Sprache gesellschaftliche Narrative stabilisieren oder verändern, regt sie dazu an, Sprache in gesellschaftlichen Prozessen neu zu betrachten.